Bergbau

Die verborgene Welt in den Tiefen der Alpen.

Eine Reise in eine andere Welt und der Ursprung unseres Salzes.
von Ann-Kathrin Helbig | 07. März 2024

Eine Reise in eine andere Welt und der Ursprung unseres Salzes.

Heute war es so weit, ich habe quasi schon fast darauf hingefiebert. Endlich darf ich mit unserer Betriebsleiterin in den aktiven Teil unseres Bergwerks. Wer ich bin, dass ich das darf? Ich bin Ann-Kathrin und arbeite seit Sommer 2023 im Tourismus Marketing. Dass wir hier in Berchtesgaden überhaupt das Salzbergwerk haben, liegt daran, dass seit 1517 aktiv Sole bei uns abgebaut wird. Nun kommen wir aber zu meiner ersten „Befahrung“. Denn so heißt das im Fachjargon, wenn man unter Tage geht. Gefahren sind wir nämlich nicht. Zuerst werde ich mit Arbeitskleidung ausgestattet. Wieso ich hier nicht mit einfacher Alltagskleidung hinein kann, wird mir erst hinterher bewusst. Auch Sicherheitsschuhe mit guter Profilsohle gehören dazu. Montserrat (unsere Betriebsleiterin) nimmt ein Gasmessgerät zur Hand, welches wir benötigen. Auf einem Whitboard sind viele kleine Marken zu erkennen. Jede Marke steht für einen Mitarbeiter. Für Gäste stehen auch einige bereit. Für mich wird „Gast 2“ umgedreht. So ist erkennbar, dass nun ich als „Gast“ eingefahren bin.

Open the gates! 

Wir gehen in den nächsten Raum. Hier bekomme ich einen Sauerstoffselbstretter und eine Schulung dazu. Montserrat hat einen, den sie wie einen Gürtel tragen kann. Meiner ist zum Umhängen und sowas von schwer! Im ersten Moment unheimlich nervig mit solch einem Zusatzgewicht unterwegs zu sein, aber es kann Leben retten! Zu guter Letzt erhalte ich einen Helm und eine Lampe. Ab da kann es dann los gehen, wir gehen zu Fuß zum Stollenportal und treten ein die Dunkelheit. Der Stollen wird fast nur beleuchtet durch den Schein unserer Lampen. Schon bald kommen wir an Abzweigungen und verschiedene Gänge. Zum Glück hat Montserrat im Griff wo es entlang geht und kennt sich perfekt unter Tage aus. Wir besichtigen historische Stollen und Tafeln, imposante Maschinen und den Zugang zu neuen Bereichen, die erschlossen werden könnten für den Soleabbau.

Das Zeitgefühl geht verloren

Gefühlt eine halbe Ewigkeit sind wir unterwegs, ich lerne viel Technisches, aber auch historisches und eines wird ganz klar bewusst: Es steckt ein riesiger Aufwand dahinter, damit überhaupt die Sole für unser tägliches Salz produziert werden kann. Besonders spannend wird es, als wir herabsteigen in ein Bohrspülwerk. Unzählige Leitern führen uns immer tiefer hinein in das Innere des Berges. Hier befindet sich einmal pro Woche der Arbeitsplatz der Vermesser. Die Bedingungen, die die Mitarbeitenden vorfinden sind abenteuerlich und gleichen fast schon als sei man live in einem Action-Film. Nachdem die vielen Leitern hinuntergestiegen wurde erreicht man eine Schwebeplattform und man findet sich in einer Art Halle im Gestein wieder. Im oberen Bereich ist das satte orange sowie die Salzadern zu sehen, drumherum ganz weiches Gestein, dass zerbröselt wie Sand. Omnipräsent: die absolute Stille. Ein kleines Boot steht schon bereit. Dies dient den Mitarbeitenden des Vermesser-Teams um auf den dort befindlichen Sole-See ihre Arbeiten zum Vermessen des Solestands durchzuführen.

Werkstätten unter Tage

Für mich als Tourismus Marketing Mitarbeiterin wichtig zu kennen, gelangen wir auch zu den Werkstätten, in denen das Steinsalz für unsere Teelichter für den Salzshop verarbeitet wird. In der Schlosserei tauchen wir wieder in eine andere Welt ein. Das Feeling eines Abenteurers in den Tiefen des Berges wechselt nun zu dem eines Technikers, der sich in einer Werkstätte befindet. Hier treffen wir auch zwei Mitarbeiter an, die gerade an der Reparatur eines Gerätes für den aktiven Bergbau arbeiten. Nach mehreren Stunden unter Tage kann ich für mich persönlich mitnehmen, dass es einfach beeindruckend ist, welcher Aufwand für die Sole-Produktion betrieben wird, für Produkte, die aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken ist. Obwohl ein Großteil der Mitarbeitenden schon ihre Schicht beendet hatte und wir nur noch wenigen Mitarbeitenden begegnet sind, sind wir immer wieder auf warme, freundliche Persönlichkeiten getroffen. Eine Wärme, die man natürlich in solchen extremen Bedingungen und besonderen Arbeitsplätzen besonders spürt. Allen Mitarbeitenden sowie der Betriebsleiterin gilt der größte Respekt mit welch Selbstverständlichkeit aber auch Passion die Arbeit unter Tage gelebt wird.

Das Erlebte erstmal verarbeiten.

Als wir wieder „über Tage“ – also draußen ankommen - müssen sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnen. Ganz wichtig ist auch der Gang zur Dusche. Die Arbeitskleidung ist dreckig und staubig und nun bin ich umso dankbarer, dass ich von meinem Arbeitgeber mit Arbeitskleidung ausgestattet wurde. Alltagskleidung wäre nun ein Fall für die Reinigung. Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in den aktiven Bereich des Salzbergwerks Berchtesgaden geben. Umso schöner finde ich es nun, dass aus einem wirklich sehr technisch lastenden Aufgabengebiet, der Besucherbereich im Salzbergwerk so gestaltet werden konnte, dass durch Erklärungen und audiovisuelle Schaustellen ein Rundgang kreiert werden konnte, der auch Laien ein richtiges Erlebnis beschert und mehr Bewusstsein schafft für dieses lebenswichtige Produkt, dass in den Tiefen Berchtesgadens entsteht bzw. nach Bad Reichenhall zur Produktion gefördert wird. Glückauf aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden!

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