Geschichte

Uniform der Bergleute

Kohlenschwarz ist der Bergkittel der Betriebsleitung und der Gästeführer im Salzbergwerk Berchtesgaden. Die derzeit gebräuchliche Bergmannstracht wurde wahrscheinlich Anfang des 18. Jahrhunderts im Land Sachsen eingeführt. Mehr hierzu erfährst du in folgendem Blogbeitrag.
von Manfred Schindler | 16. Februar 2022

Was bedeuten eigentlich die ganzen Elemente und die Farbe?

Die Farbe Schwarz erinnert an den dunklen Schacht unter Tage.

Die goldenen Knöpfe symbolisieren das Licht bzw. die Sonne. Sie sind geprägt mit Schlägel und Eisen dem Bergwerkssymbol. Mit diesen beiden Werkzeugen wurde früher das Salzgestein aus dem Berg geschlagen. Heute erledigen diese schweren Arbeiten Presslufthammer und Continous Miner (Vortriebsmaschinen).

Später, also nach 1800, setzte sich in Preußen die schwarze Uniform durch, die vorher schon in Schlesien bekannt war. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts diente die Bergmanntracht als Arbeitskleidung, erst später wurde diese dann Zug um Zug zur Festtagstracht.

Warum 29 Knöpfe?

Die ursprünglich vorhandenen 29 Knöpfe des Kittels stehen für das Lebensalter der Hl. Barbara (Schutzpatronin der Bergleute), die der Legende nach im Alter von 29 Jahren von ihrem Vater enthauptet wurde, weil sie zum christlichen Glauben übergetreten war. Von der mittleren Knopfleiste, bestehend aus neun Knöpfen, wurden die obersten drei Knöpfe, unter anderem als Hinweis auf die Dreifaltigkeit, nicht geschlossen. Die neun Zacken des Pelerinekragens symbolisieren die 9 Jahre, die die Hl. Barbara im Gefängnis verbringen musste.

Die Stickerei am Kragen.

Ist er Steiger, Obersteiger oder Bergwerksdirektor? Den Rang des Bergmanns verrät dem Kenner die Stickerei am Kragen; Sägeblatt, Eichenlaub und Rosette genannte Eichel.

Der Hut oder Schachthut (Tschako)...

war früher ein Kopfschutz für die Arbeiten unter Tage und war mit Schafswolle gefüllt. Heute wird dieser nur für Festlichkeiten verwendet. Der Schachthut ist der Vor-/Vorgänger des heutigen Sicherheitshelms.

Der Federbusch

...wurde früher für die Reinigung der Sprenglöcher genutzt und mit einem Band hinter dem Hut getragen. Auch der Federbusch gibt Rückschlüsse auf den Träger. Ist er groß und stattlich, muss sein Träger ein höher gestellter Bergmann sein. Den Hut des Arbeiters schmückt ein kurzer Federstutz. Auch hier gibt es verschiedene Farben z. B. weiß-blau für die Bergmänner aus Berchtesgaden (Königreich Bayern) und die Farben rot-schwarz für die Bergmänner aus Heilbronn (Königreich Württemberg) bzw. gelb-schwarz für die Bergmänner aus Kochendorf (Landesfarben Baden Württemberg) 

Die Zopfborten

(schwarze oder blaue Fransen am Ärmel) erinnern an die Reservedochte für Öllampen oder auch die Zündschnüre für Sprengladungen, die man angebunden am Ärmel getragen hat.

Das Arschleder...

wird auch als Bergleder oder Fahrleder bezeichnet und zählte im Bergbau zur Arbeitskleidung des Bergmannes. Es war eine Art Schutz vor dem Durchwetzen des Hosenbodens sowie gegen Bodennässe und Kälte beim Sitzen.

Besonders beim Einfahren in tonnlägige Schächte, wenn die Bergmänner auf dem Leder die Vertonung hinunterrutschten. Das Arschleder im Salzbergwerk Berchtesgaden ist ein halbrundes Lederstück.

Das Arschleder wird zur weiß-blauen Paradeuniform für besondere Anlässe z.B. das Bergfest am Pfingstmontag mit Umzug der Bergknappen getragen. 

Das Tragen des Arschleders stand nur Bergleuten und Bergbeamten zu. Es stellt dadurch analog zu Schlägel und Eisen ein einigendes Symbol des Bergmannsstandes dar.

Der Schulterkragen des Bergkittels...

ist ein „Überbleibsel“ einer Pelerine (frz. = kurzer Schutzmantel). Sie hatte ursprünglich eine Schutzfunktion vor herabfallendem Gestein in der Grube. Die schirmähnliche Form sorgt außerdem dafür, dass von der Firste in den Stollen herabtropfendes Wasser kontrolliert abgeführt wurde und nicht in die Bekleidung eindringen konnte.

Gezähe...

früher auch kurz Gezäh, ist die Bezeichnung des Bergmannes für alle seine Werkzeuge und Arbeitsgeräte, die er zur Bergarbeit unter Tage benötigt.

Glückauf!

In live kannst du diese Uniformen zum Beispiel bei der Führung durch das Salzbergwerk Berchtesgaden sehen.

Die schwarze Uniform tragen unsere Gästeführer und die weiß-blaue Uniform ist jedes Jahr am Pfingstmontag (Umzug der Bergknappen vom Salzbergwerk zur Stiftskirche, durch den Markt Berchtesgaden und zurück) zu bestaunen.

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